Aufgedeckt: Die Blutmond-"Ente"

von Keith Gilles (deutsche Übersetzung: Bruno Zimmerli)

Sehr wahrscheinlich haben Sie schon von den Blutmond-Prophetien gehört, die angeblich - wie viele behaupten - auf die bevorstehende Rückkehr von Christus hinweisen, oder dass im Nahen Osten bald "etwas Großes passieren" wird.

Wenn nicht, hier ein kurzer Überblick: ein Blutmond ist einfach eine Mondfinsternis, die den Mond rot gefärbt erscheinen lässt, weil das Sonnenlicht durch die Atmosphäre der Erde einen roten Schatten auf der Oberfläche des Mondes wirft. Die Bedeutung, über die viele Christen in letzter Zeit viel sprechen ist, dass das jüdischen Pessach- und Laubhüttenfest im Jahr 2014 und 2015 mit insgesamt vier Blut Monden zusammenfallen. Einige wollen uns nun erkennen lassen, dass diese Mond-Ereignisse ein Zeichen sind, dass Gott etwas Neues tut und/oder dass im Nahen Osten Dinge erschüttert werden.

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Natürlich wollen diese Leute auch, dass wir ihr Buch zu diesem Thema kaufen. Leute wie John Hagee und Mark Blitz zum Beispiel. Aber lasst uns mal ihre Argumente untersuchen und sehen, ob etwas dran ist an diesem Hype.

Zunächst einmal beruht das Argument für die Legitimität dieser Blutmond-Zeichen auf der Annahme, dass frühere Blutmond-Ereignisse Zeichen mit historischer Bedeutung seien.

Zum Beispiel, behaupten sie, dass es 1492 vier Blut Monde am Passah- und Laubhüttenfest gab, die mit der Vertreibung der Juden aus Spanien und der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus zusammenfielen.
Dann sagen sie, dass es 1948 vier Blutmonde gab, die ein Zeichen des israelischen Unabhängigkeitskrieges waren, und dass die vier Blutmonde im Jahr 1967 ein Zeichen der Militäraktion Israels waren, wieder die Herrschaft über die Altstadt von Jerusalem zu erhalten.

Klingt überzeugend? Naja ... nicht ganz. 

Zunächst einmal ist der jüdische Kalender ein Mondkalender. Das bedeutet, dass seine Feste und Feiertage immer mit dem Vollmond zusammenfallen. Es bedeutet auch, dass Mondfinsternisse - die ja nur auftreten, wenn der Mond voll ist - keine seltenen Ereignisse in der jüdischen Geschichte sind. Wir werden dies später noch genauer anschauen, aber zuerst wollen wir diese historischen Ereignisse im Licht der tatsächlichen Fakten untersuchen.

Die Mondfinsternis im Jahr 1492 war nicht ein "Zeichen" für die Vertreibung der Juden aus Spanien. Warum?   Weil das Tribunal, dass sie vertrieben hat, bereits am 1. November 1478 gegründet wurde, 15 Jahre bevor die besagte Mondfinsternis auftrat. Das ist wohl kaum ein Zeichen oder eine Warnung, stimmts? Dazu kommt, dass das Alhambra-Edikt, das die Vertreibung der Juden aus Spanien offiziell anordnete, im Januar 1492 erlassen wurde, etwa 15 Monate vor dem Blutmond in diesem Jahr.

Die Sonnenfinsternis 1948 kann auch niemals ein Zeichen sein für den israelischen Unabhängigkeitskrieg. Warum? Weil dieser Krieg am 15. Mai 1948 begann und am 10. März 1949 endete. Der erste der vier besagten Blutmonde trat jedoch erst mehr als ein Monat nach dem Ende des Krieges auf. Warum sollte Gott jemandem ein Zeichen geben von etwas, das bereits stattgefunden hat? Das ist per Definition kein Zeichen von Gott.

Der Blutmond 1967 ist auch kein Zeichen, dass die israelischen Streitkräfte die Altstadt von Jerusalem wieder eroberten. Warum nicht? Weil diese Eroberung am 7. Juni 1967 stattfand und der erste Blutmond zwar 44 Tage davor auftrat, aber - ganz wichtig - von Jerusalem aus gar nicht zu sehen war. Die folgenden drei Blutmonde fanden dann erst im Nachhinein innerhaln von eineinhalb Jahren statt. Wiederum, nach dem Ereignis, für das sie angeblich ein Zeichen sein sollen.

Also, auf welche Art und Weise waren das "Zeichen" von irgendetwas? Es ist als ob jemand schreit: "Pass auf, da kommt ein Auto!" - eine Stunde nach dem Autounfall. Die meisten dieser Blutmond "Zeichen" waren waren von Jerusalem aus gar nicht sichtbar, und/oder traten auf, lange nach dem die Ereignisse bereits stattgefunden hatten.

Lass uns eins klar sehen: Nichts kann wirklich als Zeichen Gottes in Betracht gezogen werden, es sei denn ein Prophet Gottes gibt eine Prophetie dazu - und zwar im Vorfeld dieses Ereignisses - und nennt dann das Zeichen als Beweis.

Bedenken wir also: Vor keinem der genannten Ereignisse gab es eine Prophetie und niemand nannte diese Blutmonde im Voraus als Beweise. Niemand hat beispielsweise prophezeit, dass die Juden aus Spanien vertrieben werden, bevor es passiert ist. Nur weil irgendwelche Dinge passiert sind, können wir nicht im Nachhinein herumlaufen auf der Suche nach Zeichen. So funktioniert das nicht.

Hier noch ein weiterer Punkt: Tetraden (oder: das Auftreten von vier aufeinander folgenden Mondfinsternisse) sind sehr häufig. Sie sind keineswegs selten. Sie treten in der Tat, sehr, sehr oft, auf. In den letzten 4.000 Jahren sind zahlreiche Mond Tetraden (oder Reihen von Blutmonden) aufgezeichnet worden, und zwischen 1999 v. Chr. und heute gab es 111 Blutmonde.

Wissen Sie, welche bedeutenden Ereignisse damit zusammenfielen? Keine. Weil sie die ganze Zeit geschehen und daher keine "Zeichen" sind, von irgendetwas das auf der Welt passiert.

Es wäre etwa so, wie wenn man die Wanderung der Zugvögel als Zeichen für eine politische Verschiebung in China deuten würde. Die beiden Ereignisse haben nichts miteinander zu tun, und eine dieser Ereignisse (die Wanderung der Zugvögel) geschieht jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit, unabhängig von dem, was in der chinesischen Politik geschieht.

Von den 55 Blutmonden, die seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. aufgetreten sind, gab es 7, die mit jüdischen Feiertagen zusammenfielen, und keiner von ihnen wurde zu seiner Zeit als ein Zeichen für irgendein bedeutendes Ereignis gehalten.

Um das alles nochmal in ein anderes Licht zu rücken, sind hier einige sehr wichtige Ereignisse in der Geschichte des Volkes Israel, die nicht mit einem Blut-Mond-Zeichen einhergingen:

Es gab keine Blutmonde während:
1446 v.Chr. (Der Auszug Israels aus Ägypten)
1406 v.Chr. (Joshua erobert Kanaan)
723 v.Chr. (die zehn nördlichen Stämme ging in die assyrischen Gefangenschaft)
587 v.Chr. (Juda ging in die babylonische Gefangenschaft)
538 v.Chr. (Kyrus verkündet den Erlass, dass die Juden zurück nach Kanaan dürfen)
533 v.Chr. (die Juden begannen mit der Rückkehr aus Babylon nach Jerusalem)
1-2 v.Chr. (Jesus wurde geboren)
33 n.Chr. (Jesus wurde gekreuzigt) *eine Sonnen-, aber keine Mondfinsternis
70 n.Chr. (Jerusalem und der Tempel werden von den Römern zerstört)
135 n.Chr. (Hadrian ändert den Namen von Jerusalem, tötet viele Juden und vertreibt den Rest)
1943 n.Chr. (Hitler tötet 6 Millionen Juden während des Holocaust)

Anders herum, sind hier vier weitere Beispiele, von Tetraden (oder: eine Serie von vier Blutmonden) die alle auf vier jüdische Festtage fielen:
162 n.Chr. 
795 n.Chr. 
842 n.Chr. 
860 n.Chr. 

Bestimmt gab es bedeutende historische Ereignisse, sich während dieser Blutmonde abspielten?

Falsch! Nichts geschah! Das ist auch der Grund, warum Autoren wie Hagee und Blitz diese völlig ignorieren, weil sie ihnen nicht helfen, ihre falschen Theorien zu unterstützen.

DER MONDKALENDER
Statistisch gesehen - da Pessach- und Laubhüttenfest immer auf einen Vollmond fallen, und zwar am 15. Tag von zwei verschiedenen Monaten im Jahr - gibt es eine 1:6 Chance, dass pro Jahr mindestens während einem dieser Feste eine Monfinsternis auftritt.

Im zwanzigsten Jahrhundert fielen 37 von 230 Mondfinsternissen entweder auf das Pessach- oder das Laubhüttenfest, was gelinde gesagt faszinierend ist, aber völlig irrelevant für jeden, der sich tatsächlich für biblische Prophetie interessiert.

Also, zum Schluss bemerkt, vergeuden Sie nicht ihre Zeit - oder ihr Geld - für irgend etwas, was mit dieser Blutmond-"Ente" zu tun hat. Sie wurden lediglich erfunden, uns Angst zu machen und die Scheine in unserer Geldbörse zu lockern. Nicht mehr und nicht weniger.

Jesus wird wiederkommen, aber es ist so wie er uns sagte: "Kein Mensch weiss den Tag oder die Stunde, auch nicht die Engel im Himmel, sondern allein mein Vater." (Matth 24,36)

Was ist aber nun, wenn tatsächlich etwas folgenschweres geschieht zwischen heute und dem Ende dieser vier Blutmond-Zeichen, die noch bevorstehen? Nun, Dinge passieren! Immer und immer wieder! Mein Punkt ist der: wenn etwas in dieser Welt geschieht, können wir nicht im Nachhinein auf die Blutmonde deuten als eine Art prophetisches Zeichen.

Genieß die Mondfinsternis! Mach ein paar gute Bilder davon. Bestaune die Schöpfung Gottes. Aber gib dich bitte nicht dieser Angst und diesem Hype hin.
Die Blutmonde sind keine Zeichen, ausser für die Herrlichkeit Gottes, dessen Majestät die Himmel jeden Tag erzählen und verkündigen.

Quelle: http://subversive1.blogspot.de/2014/10/the-blood-moon-hoax-exposed.html